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Dienstag, 30. August 2016

Termine Termine

Damit immer mehr Menschen ihren Willen zum Frieden bekunden können und erfahren was sich in Sachen Frieden bewegt veröffentliche ich ab sofort FriedensTermine, auch die an denen ich teilnehmen werde.




Auf der Straße des 17. Juni - Berlin














Ein neuer Termin - Lichtermeer für den Frieden
 
zu den Terminen


Freitag, 26. August 2016

Tangermünde - Missverständnisse

geschrieben am 25. August 2016
geschehen   am   5. August 2016


Am frühen Abend, schon etwas müde, erreichte ich Tangermünde. Die Pastorin der Kirchengemeinde Bröckel hatte für mich in der Sankt Stephan Gemeinde eine Übernachtung vereinbart. 


Ein Blick in die Historie


Tangermünde um 1650
St. Stephan nach dem großen Brand 
von 1617 noch ohne Turmspitze
Die Hansestadt Tangermünde, liegt im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt auf einer Hochfläche an der Mündung des Tangers in die Elbe und hat bis in die heutige Zeit sein mittelalterliches Stadtbild erhalten können. Der Mündung des Tangers in die Elbe verdankt die Stadt auch ihren Namen. Durch diese exponierte Lage ist die Altstadt von Tangermünde vor Überflutungen sicher. Die Burg Tangermünde, die noch weitestgehend erhalten ist, wurde 1009 zu ersten Mal als „civitate Tongeremuthi“ erwähnt. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entwickelte sich der Marktflecken zur Stadt und so datiert ihre erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahr 1275.
Knapp 100 Jahre später, nachdem er durch den Vertrag von Fürstenwalde die volle Verfügungsgewalt über die Mark Brandenburg erhalten hatte, zog Karl IV, bömischer König und damaliger deutscher Kaiser, mit großem Gefolge in die Burg Tangermünde und gründete hier seine Kaiserpfalz. Tangermünde sollte zur Hauptstadt der mittleren Provinzen aufsteigen. Dies hoffte er unter anderen durch gewinnbringende Beziehungen über den Städtischen Bund der Hanse zu erreichen. 

Das Elbtor von Tangermünde,
links der Turm von St. Stephan
Foto, Doris Antony

Dieses großen Ziel erreichte der deutsche Kaiser nicht mehr. Er starb 1378 und sein Sohn Sigismund hatte wenig Interesse an der Weiterführung der Geschäfte und Politik seines Vaters.







Zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert erlebte Tangermünde seine Blütezeit. In dieser Epoche entstanden große und prächtige Backsteinbauten, wie das Rathaus und die Stadttore.


Rathaus von Tangemünde, Backsteingothik.
Foto, Varus111
Bekannt wurde Tangermünde durch das traurige Schicksal der Margarete von Minden, genannt Grete Minde. Unter schwerer Folter gestand die junge Frau, die Verantwortliche für den großen Brand von 1617 gewesen zu sein, der zweidrittel der Stadt in Schutt und Asche gelegt hatte. Sie habe auf Grund von Erb- und Liebesstreitigkeiten aus Rache gehandelt. Grete Minde wurde, ihrem erzwungenen Geständnis zur Folge und nach erneuter grausamer Folter 1619 auf dem Scheiterhaufen verbrand. 

1879 schrieb Theodor Fontane seine Novelle "Grete Minde". Sie erschien 1880 mit großem Erfolg. Die kurz darauf in Tangermünde vorliegenden neuen Erkenntnisse, die Intrigen und einen Justizmord offenbarten, hatten darauf keinen Einfluss. 

Trotz der Industrialisierung, die überwiegend im Norden der Stadt bauliche Veränderungen mit sich brachte, gelang es Tangermünde, ähnlich wie Gardelegen, nicht an seine Blütezeit anzuknüpfen. 

Im Zweiten Weltkrieg blieb die Stadt weitestgehend von Schäden verschont. Zu DDR Zeiten litt zwar die Bausubstanz doch blieb die Altstadt erhalten. Nach der Wende wurde Tangermünde dann schrittweise restauriert.

Tangermünde bei Nacht,
Foto, Stefan Lehnich




Meine Erlebnisse

Gegen 18:30Uhr, eine Stunde früher als von mir angenommen, kam ich dann in Tangermünde an. Das Navi hatte ich auf den Pfarrhof programiert und so lotzte es mich in die mit Fachwerk bestandene Altstadt, zu einem mit Pollern abgesperrten, stark abschüssigen Weg, in den ich unbedingt einbiegen sollte. So interpretierte ich zumindest die Ansage "Jetzt rechts abbiegen." Das kam mir dann doch etwas seltsam vor und ich fuhr daran vorbei. Weiter ging es die kopfsteingepflasterten Straßen entlang an wunderschönen Fachwerkhäusern und St. Stefan vorbei, auf die Burg zu und hinunter zur Elbe. Ich war beeindruckt von dieser wunderschönen Altstadt, der Melange aus leuchtend roten Backstein Bauten, kunstvoll verziertem Fachwerk, dem Blick auf Elbe und Tanger. Zu gerne wäre ich aus dem Wagen ausgestiegen und hätte einen Spaziergang am Wasser entlang und zur Burg hinüber gemacht. Doch ich hatte eine Verabredung. Mit dem Pfarrer der Gemeinde, der extra auf mich wartete.

Ich fuhr zurück in die Altstadt und fand einfach den Weg zum Pfarrhof nicht. Nachdem ich wenigstens einen Parkplatz gefunden und meinen Wagen abgestellt hatte beschloss ich zu Fuß meinen Weg zu erkunden und fragte zwei Frauen, ob sie mir weiterhelfen könnten. Sie konnten, nach ihren Aussagen, so einiger Maßen. Eine von ihnen wies mir einen schmalen Weg, neben der versperrten Abfahrt. Zum zweiten Mal an diesem Tag erfuhr ich,

Karl IV
Fragment eines
Wandgemäldes
aus dem Kölner
Rathaus um 1360
das Kopfsteinpflaster für lose Sandalen keinen besonders geeigneten Untergrund für einen Spaziergang abgaben. Umweht vom nach Flussfahrt und alter Geschichte duftendem Wind schwankte ich, umhüllt von flatternden Stoffen, den schmalen Weg entlang und stand plötzlich auf dem fast windstillen Kirchhof von Sankt Stephan. 

Ich stand still, wanderte mit den Blicken über das gebrannte Rot der Mauern der Kirche, an einer großen Kastanie entlang, über die moderne Fassade des Pfarrhauses zu einer dunkelgrünen, von Jahrzenten, vielleicht sogar Jahrhunderten geprägten Holztür. Da stand ich nun, drückte auf die Klingel zum Büro des Pastors, hörte seine Schritte, wie er den Schlüssel im Schloss drehte, streckte ihm die Hand entgegen und sprach ihn mit seinem Namen an.

"Da läge wohl ein Missverständnis vor. Es gäbe keine Wohnung, in der ich übernachten könne." Ich war sprachlos und in meinen Kopf überrannten sich verschiedenste Fragen.

Wie es weiter ging  ist im zweiten Teil zu lesen.
Tangermünde - Die Last der ganzen Welt



Quellen

Stadt Tangermünde
Geschichte und Kultur

Haus der bayrischen Geschichte
Karl IV 

Wikipedia
Karl IV 
 
Gutenberg Spiegel
Grete Minde

Grete- Minde.de
Tangermünde - Ein Spaziergang mit Grete Minde

Wikipedia
Grete Minde 

Ingmars Homepage
Margarete von Minden










Donnerstag, 18. August 2016

Stendal - am Zug

geschrieben am 17. August 2016
geschehen   am 05. August 2016

Noch mit den Gedanken bei meiner letzten Begegnung in Gardelegen fuhr ich nachdenklich Richtung Stendal. 

Auch Stendal liegt in Sachsen-Anhalt und ist wie Gardelegen eine Hansestadt. Seit 1358 ist Standals Zugehörigkeit zum Hansebund belegt. Die Kreisstadt liegt nahe an der Elbe, durch sie hindurch fließ die Uchte und speist den Stadtgraben. Leider kann ich aus dem mir zur Verfügung stehenden Kartenmaterial schwer erkennen warum Stendal heute noch den Status einer Hansestadt hat. 

Falls dies jemand weiß, freue ich mich über eine Nachricht. Einfach per Kommentar.


Bahnhofsportal mit Vorplatz
























Der stendaler Bahnhof ist jedenfalls noch heute ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für den Schienenpersonennahverkehr, nicht nur aus Hannover in Richtung Berlin sondern auch zwischen Magdeburg und Wittenberge. 

Peacezeichen, DB-Infostand und Ticket Automaten



Da ich schon des öfteren im Bahnhof Stendal im Zug saß oder umgestiegen war, wollte ich diesen Ort einmal von der anderen Seite sehen und beschloss, meine Friedenszeichen am Bahnhof zu hinterlassen.

Blick von den Gleisen zum Busbahnhof




















Für seine Wichtigkeit erschien mir der Bahnhof sehr still. Der Tag spielte sich langsam auf den kommenden Abend ein und ich sah nur wenige Menschen, auch an den Gleisen oder auf dem Parkplatz. Wie an einem Bahnhof üblich waren diese auf ihre Ab- und Anreisen konzentriert und so kam es leider zu keinem Gespräch.


Am Parkplatz vor dem Bahnhof

















 
Seitenansicht des Bahnhofgebäudes





















So verteilte ich im sommerlichen Wind die Friedenssymbole und machte mich, nach telefonischer Ankündigung in der Pfarrei Sankt Stephan, auf die Fahrt nach Tangermünde.

Mehr zu Stendal





MITMACHEN

Bevor es mit meinem Bericht über die Friedensfahrt in Stendal weiter geht, schon mal ein Tipp zum Mitmachen.

Ja! Ich mache mit. Wie geht das?










Dienstag, 16. August 2016

Gardelegen - Dritter Teil

geschrieben am 15. August 2016
geschehen   am   5. August 2016

Der Nachmittag war fortgeschritten und da ich noch nach Stendal und Tangermünde wollte ging ich langsam zum Wagen zurück. In Tangermünde hatte Frau Christians-Albrecht, die Pastorin der Kirchengemeinde Bröckel, für mich eine Übernachtung im Pfarrhaus von Sankt Stephan verabredet. Dort wollte ich spätestens um 19:30Uhr eingetroffen sein.


Peacezeichen vor dem Rathaus


















Als ich das gerade an den Baum gebundene Peacezeichen fotografierte sprach mich eine Frau an.

"Sie haben das gerade angebunden, nicht wahr? Fotografieren sie das oder den Gedenktstein, ja fotografieren Sie den auch. Das ist wichtig!" 
Sie zeigte auf den schlichten weißen Stein mit dem leuchtend roten Dreieck. 
"Das war so schrecklich, so entsetzlich. Aber ich war noch ein Kind. Was hätte ich tun können. Ich war doch noch ein Kind! Sie haben geschossen. Immer wieder. Die haben so laut geschrien. Ich habe mir die Ohren zugehalten. Nein, nein. So etwas darf nie wieder geschehen. Nein, nie wieder."

Ich war sehr betroffen von ihren eindringlich vorgebrachten Worten, mochte weder fragen, noch sie irgendwie anders unterbrechen.

"Machen Sie das mit dem Frieden. Krieg ist grausam. Die Männer dürfen da nicht hingehen. Die dürfen auf keinen Fall mit machen! Wissen Sie ich war noch ein Kind, damals. Ein Kind. Sie haben geschrien."



Gedenkstein am Rathaus, 13.4.1945






















Dann ging sie fort, sichtlich aufgewühlt, die Straße hoch am Rathaus vorbei. Es war ihr wohl sehr wichtig mir dies zu sagen. Ich blieb noch einen Augenblick stehen, sah ihr nach und wusste mit diesen Hinweisen noch nicht umzugehen. Stumm war es in mir. Aufgewühlt war ich und noch unformulierbare Fragen flatterten in mir. Ich atmete tief durch und ging sehr nachdenklich zum Parkplatz zurück. Ein weiteres Friedensband zu hinterlassen daran dachte ich nicht mehr.


Als ich im Auto saß beschloss ich nach diesem Datum zu recherchieren. Und das habe ich dann auch getan. Das, was ich erfuhr entsetzte mich. 


Gardelegen im April 1945

In der ersten April Woche 1945 wurden tausende von  Inhaftierten aus Nebenlagern der Konzentrationslager Mittelbau-Dora und Neuengamme zu den Bahnhöfen in Mieste, Zienau, Letzlingen und Bergfriede gebracht. Die zerstörten Bahnanlagen machten eine Weiterfahrt nach Bergen-Belsen und Sachsenhausen unmöglich. 

Wärend die in den Wagons von SS-Männern, Jugendlichen der Hitlerjugend bewachten Menschen nicht wussten was mit ihnen geschehen würde, bereitete Gerhardt Thiele, später als Gerhardt Lindemann untergetaucht, damaliger Obersturmbannführer des Kreises Gardelegen die Vernichtung dieser Menschen und unliebsamen Zeugen seiner Taten vor. 

Viele von ihnen waren stark geschwächt und krank, sie starben in den Wagons. Andere wurden bei dem Versuch zu flüchten erschossen. Auf dem Marsch am 13. April 1945 zur Scheune auf dem Isenschnibber Gut, brachen einige tot zusammen oder wurden von SS-Männern kurzer Hand erschossen. Diejenigen, die den Weg zu Fuß überwunden hatten oder mit Fuhrwerken dorthin transportiert worden waren, wurden in die massive Scheune mit hartem Ziegeldach gesperrt. Das in der Scheune lagernde oder eingebrachte Stroh war vorher wohl mit Benzin getränkt worden. Nachdem alle Gefangenen in die Scheune getieben waren wurden fast alle Tore geschlossen und das Stroh entzündet. Insgesamt 111 Männer, der Luftwaffe, Fallschirmjäger, Männer der SS, des Volkssturms, der Arbeiterfront und der Hitlerjugend schossen auf die Flüchtenden und warfen Handgranaten in der Scheune. 

Am nächsten Morgen sollten Angehörige der Feuerwehr, Männer des Volkssturm und der Technischen Nothilfe die Spuren des Massakers beseitigen und die Leichen verscharren. 
Die heranrückenden amerikanischen Soldaten konnten nur wenige Überlebenden aus den Leichenbergen retten.

Gerhardt Thiele konnte mit gefälschten Papieren entkommen. Er starb 1994 in Düsseldorf.


Foto Daniel Rohde-Kage





















Quellen

Spurensuche mit Heinz Kornemann

Wendland.net

Forum Ritualdynamik der Uni Heidelberg

Wikipedia

National Archives Cataloges

Internetpräsenz der Stadt Gardelegen



Dank an die mir unbekannte Frau, die mir auf ihre eindrückliche Art Bericht erstattete. Ohne sie hätte ich vielleicht nie davon erfahren.















Sonntag, 14. August 2016

Gardelegen - Zweiter Teil

geschrieben am 14. August 2016
geschehen   am   5. August 2016


Für das Hansefest war am Wochenende ein großer Teil der Innenstadt von Gardelegen gesperrt. Ich erreichte das Fest bevor es begann. Noch wurden Stände aufgebaut und eingerichtet, einige der Bands probten ihre Auftritte für den Abend. An anderen Ständen wurden schon kulinarische Spezialitäten angeboten.

Flyer, erste Seite, zum Hansefest in Gardelegen

















Auf meinem Weg, am Reutherhaus vorbei, kam ich mit einem Mann und einer Frau ins Gespräch. Ich wurde gefragt, ob ich von einer Hochzeit käme oder warum ich so schön gekleidet wäre. Wieder erzählte ich von meiner Fahrt für den Frieden und dass ich nach Berlin wolle. Beide begleiteten mich ein paar Schritte, damit ich den Weg in die Nicolaistrasse fand und gingen dann ihren eigenen Weg.

Das erste Friedensband in Gardelegen


















Ich schlenderte durch die Nicolaistraße und sah mich um. Die Temperatur war angenehm und der Wind mild. Er ließ meine Röcke flattern und bauschte sie. Ich fühlte mich wohl und fremd zugleich. Mein Schritt, in den leichten Sandalen, auf dem Kopfsteinpflaster war ein wenig unsicher. Zusammen ein etwas sonderbares Gefühl. Ich schaute die Menschen an, manche von ihnen schauten auch mich kurz an und dann wieder weg, eilten davon. 

Am Stand der Volkssolidarität wurden in guter Laune Gespräche geführt, mir schien, als seien es Gespräche unter Bekannten. Infomaterial lag aus und Kaffee und Kuchen wurden angeboten. Daher bot ich den Frauen eines der Friedensbänder an, mit der Frage, ob sie dies in Ihre Auslage oder ihren Laden binden möchten.



Die Geschäftführerin der Volksolidarität mit Friedenstaube und eine ihrer Kolleginnen


Und - auch hier erzählte ich von meinem Weg und meinem Vorhaben. Bei einer Tasse Kaffee versprach ich die gemachten Fotos per Mailanhang zu schicken. 

Da ich die Fotos aus Gardelegen nun gesichtet und bearbeitet habe, kann ich sie auch endlich auf den Weg schicken.


Mit einem Becher Kaffee in der Hand ging ich weiter. Immer mal wieder wurde ich angesprochen. In erster Linie von Frauen, in einem Alter, in dem sie noch Erinnerungen an den zweiten Weltkrieg aus Kinder- oder Jugendtagen haben mussten.


Das Fest spiegelt sich in den Fensterscheiben




















Ein Friedensbanner verschenkte ich an eine Dame, die mich fragte, ob sie eines haben könne, für ihre Tochter, die mit Kindern arbeitet und die diesen vom Frieden erzählen könnte. Wir hätten ja irgendwie Frieden, aber eben nicht so wirklich, was sie in den Nachrichten höre. Dabei sei Frieden so wichtig. 
Sie bewunderte noch meinen plissierten weißen Rock und erzählte, dass sie einen ähnlichen in jungen Jahren auch einmal getragen hätte und fragte mich nach meinem Namen. Als ich ihn ihr nannte wollte sie noch wissen, ob es ein deutscher Name wäre. Ich erklärte, dass mein Name aus dem Sanskrit und der englischen Sprache käme. Englisch hätte sie schon gehört, die andere wäre ihr unbekannt. Fotografieren lassen wollte sie sich nicht.

Wir verabschiedeten uns und ich wickelte das nächste Friedensband um den Stamm eines jungen Baumes.



und noch ein Peacezeichen in der Nicolaistraße



















Weiter ging ich die Nicolaistraße entlang, unterhielt mich mit mehreren Damen, die mich ansprachen und sich über mein Kleid freuten. Zwei Freundinnen meinten sogar, ich sähe aus wie eine Friedensfee. 
Den Frieden zu erhalten und in Frieden zu leben war allen wichtig, denn sie konnten sich noch gut daran erinnern, was es bedeutet Krieg zu erleben. "Wir hatten immer Angst!"

Von allen, mit denen ich sprach bekam ich die besten Wünsche mit auf meinen Weg und wie wichtig es wäre in Frieden zu leben. "Die in Berlin müssen das wissen, dass wir einfachen Leute Frieden wollen!"
Dieses Anliegen unterstütze ich mit vollem Verstand und ganzem Herzen.


Meine letzte und eindrücklichste Begegnung in Gardelegen erzähle ich im dritten und letzten Teil über Gardelegen.







Samstag, 13. August 2016

Gardelegen - Erster Teil

geschrieben am 13. August 2016
geschehen   am   5. August 2016

Meinen Halt in Gardelegen beschreibe ich etwas genauer, denn er bewegt mich sehr, bis heute. Aus diesem Grund werde ich in mehreren Teilen über meine Zeit und meine Begegnungen berichten.



Ein Blick in die Historie

Die Hansestadt Gardelegen liegt in der nordwestlichen Altmark in Sachsen-Anhalt. Von der B188 sind es noch knapp drei Kilometer bis zum Ortseingang kurz vor dem Stadttor.

Gardelegen wurde im 12. Jahrhundert an einer Furt am Zusammenfluss der Milde und der Lauterbach erbaut. Ihre strategisch günstige Lage an der Kreuzung mehrerer Handelsstraßen, von Wäldern und Mooren umgeben, ließ Gardelegen bald zu einer regionalen und sogar überregionalen Handelsstadt erblühen. Der Handel und die Dienstleitungen der Ausspannwirtschaften, später auch der Anbau von Hopfen und das Garley-Bier, welches bis 2013 gebraut wurde, brachten der Stadt Wohlstand und Ansehen. 
Seine Blüte erlebte Gardelegen bis ins ausgehende Mittelalter, die sie nach Ende des Dreißigjährigen Krieges nicht wieder erreichen konnte.






Die drei Hopfenranken erinnern an die über Jahrhunderte andauernde Tradition des Bierbrauens in Gardelegen











In der Geschichte Gardelegens findet sich auch ein grausiges Ereignis aus jüngerer Zeit. Mir wurde in sehr bewegenden Bruchstücken davon erzählt. Doch erst nach Recherchen fand ich heute heraus, was geschehen war. 

  

Meine Erlebnisse

Am Nachmittag des 5. Augusts traf ich in Gardelegen ein und fand sehr schnell einen Parkplatz in der Nähe des Stadttores.

Hinter dem Stadttor in Gardelegen




















Schon beim Auspacken der Friedensbänder und -tücher wurde ich von zwei Frauen angesprochen. Sie waren gerade über das Hansefest gegangen und wollten am Abend wieder hin. 

"Sind sie auf Friedensfahrt?" fragte mich eine von ihnen und strich über das Peacezeichen auf meinem Wagen. Ich nickte. 
"Das haben wir früher auch gemacht. Friedenszeichen auf die Kleidung genäht, mit wilden Haaren. Genau! *Frieden schaffen ohne Waffen* und *Make Love not War*, haben wir gerufen. Ja, Frieden ist wichtig, den brauchen wir und den müssen wir uns erhalten. Und wo kommen Sie her?" 
Ich erzählte ihnen, dass ich am Vormittag in der Nähe von Celle aufgebrochen sei und schon in Gifhorn, Wolfsburg und Velpke gehalten hätte, wo ich noch halten wollte und am Sonntag in Berlin sein möchte. Wegen der Friedensfahrt von Berlin nach Moskau. 
"Da fahren Leute nach Moskau? Und dort fahren Sie hin? Und Sie halten hier bei uns und binden Friedenszeichen überall an? Das ist eine tolle Idee! Das ist gut, dass Sie das machen. Viel Glück auf Ihrem Weg und sagen Sie allen, dass wir Frieden wollen!"

Dann bekam ich noch den geheimen Weg in die Innenstadt beschrieben, schloss den Wagen ab und machte mich auf den kopfsteingepflasterten Weg.

Hansefest Gardelegen, Personaleingang






















Der Roland von Gardelegen

geschrieben am 13. August 2016
fotografiert am   5. August 2016

Ursprünglich wollte ich schon heute Morgen über meinen Aufenthalt in Gardelegen berichten. Doch, das muss ich um ein paar Stunden verschieben. Ich sitze hier, mir laufen die Tränen und bin zutiefst entsetzt.
Warum, schreibe ich in meinem nächsten Post.

Als Pausenzeichen, sozusagen, ein Foto vom Roland von Gardelegen.


Der Roland von Gardelegen



Der Roland von Gardelegen, die Skulptur, aus Ummendorfer Sandstein gefertigt, steht in der Innenstadt, wurde 1450 in der Vorschrift sich bei Feuer vor ihm zu versammeln erstmals erwähnt. Laut der Gardelegener Internetpräsenz steht er für Gerechtigkeit, Bürgerstolz und Leistungskraft der Handwerker und Kaufleute.

1727 brach das ihm gesetzte Denkmal, nach mehreren, vorhergegangenen Rathausbränden endgültig zusammen.

2002 wurde nach 275 Jahren das Denkmal wieder aufgestellt und feierlich enthüllt. Dies wurde durch eine großangelegte Spendenaktion vom gemeinnützigen Förderverein des Handwerks des Altmarkkreises Salzwedel e. V. möglich.
Das Denkmal entstand unter der künstlerischen Leitung von Lutz Gaede. 

Quellen

Straße der Rolande

Internetpräsenz der Stadt Gardelegen 

 

Freitag, 12. August 2016

Velpke - die erste Frage

geschrieben am 12. August 2016
geschehen    am  5. August 2016


Gerade sehe ich mir auf google maps den Verlauf der B188 an und bin sprachlos. Leider war es mir bei 11, in Worten ELF, Tagen und fast alleinigen  Vorbereitungen (Christine Hartmann hatte beim Herstellen der Bänder und Fahnen zugepackt) unmöglich die Strecke genaustens zu planen. 

Nun gut. 

Jedenfalls sehe ich jetzt, dass der Schlosspark linker Hand direkt an der B188 liegen muss. Wie ich dann nach Velpke navigiert wurde kann ich nicht mehr nachvollziehen. Auch nicht warum ich mehrere Kilometer durch die verschiedensten Orte zum Schloss hin und wieder fort gefahren war. Dame Navinia hatte sich wohl mit der fehlenden Ausschilderung solidarisiert.

In Velpke, Grafhorsterstr. Ecke Steinkamp


















Nach einem Such- und Navi-führt-mich-sonst-wo-hin Maraton landete ich irgendwann in Velpke. Einem kleinen Ort in der Nähe von Wolfsburg in der Samtgemeinde Velpke. Außer Velpke selbst gehören noch Bahrdorf, Dannberg, Grafhorst und Groß Twülpstedt zu dieser Samtgemeinde im Landkreis Helmstedt in Niedersachsen.

Ich legte eine (leichte) Verzweiflungspause ein und band an der Kreuzung zum Sportplatz ein Friedensband mit Friedenstaube an den Baum neben dem Verkehrschild, welches mich darauf hinwies, dass ich mich auf einer untergeordneten Straße befand.


In Velpke wurde ich zum ersten Mal angesprochen und gefragt was ich tue.

Friedenstaube mit Blick auf den Sportplatz

















Eine Frau stieg von ihrem Rad, wir gingen ein paar Schritte aufeinander zu. Interessiert und freundlich erkundigte sie sich was ich gerade an den Baum gebunden hätte. Ich erzählte ihr von meiner KunstAktion, meiner Friedensfahrt nach Berlin und der Friedensfahrt Berlin - Moskau, zu deren Verabschiedung ich am Sonntag wollte. 
Sie war begeistert und freute sich, dass es noch Friedensfahrten gibt und sich Menschen auf den Weg machen.
Wir sprachen noch über Völkerfreundschaft, das Kriege nur Leid bringen und dass es gut und von Nöten ist sich für den Frieden einzusetzen, immer wieder. 
Ja, und dann sprachen wir noch über die fehlenden Ausschilderungen für das Schloss in Wolfsburg. Sie meinte, dass wohl noch niemand daran gedacht hätte, dass auch Menschen von Außerhalb zum Schloss finden möchten.

Die Frau wünschte mir viel Glück, auch für die, die nach Moskau fahren, und weiterhin eine gute und unfallfreie Fahrt.
Nach einem großen Schluck Wasser freute ich mich über diese Begegnung und immer noch über das leckere Mittagessen in Gifhorn, fotografierte die Friedenstaube und machte mich auf den Weg nach Gardelegen. Von der B244 kam ich endlich wieder auf die B188.


Mehr über Velpke


Donnerstag, 11. August 2016

Wolfsburg lässt suchen

geschrieben am 11. August 2016
geschehen   am   5. August 2016



Dannenbüttel



















Ehrgeizig, wie ich sein kann, wollte ich meinen Weg ohne Navi finden und mich an den Ausschilderungen an der Straße orientieren.
Meine veraltete Straßenkarte, mit Schwerpunkt Autobahn, brachte mir zwar die grobe Fahrtrichtung, doch ließ sie die kleinen Orte aus, durch die ich fahren würde. Reicht ja auch hin, wenn Frau lesen kann.

Weyhausen


















Bloß gut, dass ich für den Fall aller Fälle doch mein Navi dabei hatte. Ohne hätte ich das Schloss Wolfsburg sicher erst Stunden später, oder vielleicht gar nicht gefunden. Was schon etwas heißen will, denn bis heute habe ich überall hingefunden. Ohne Navi und auch schon ohne Karte.


Parkplatz neben dem Schloß

















Wozu muss ein sehenswertes Ziel ausgeschildert sein, wenn Ortskundige es fast im Schlaf finden?
So suchte ich eine Weile umher, bis ich mir von Dame Navinia den Weg weisen ließ.

 

Hotel neben dem Schloß





















Endlich am Schloß angelangt brauchte es ein paar Suchkreise und Kurven, bis ich den Friedenswagen abstellen und in den Schloßpark schlendern konnte.

Zwei Tage zuvor hatte ich mit dem Kunstverein Wolfsburg telefoniert, ob ich eine meiner Friedensfahnen bei ihnen anbinden könne. Auf meine Mail mit allen Informationen habe ich bis heute keine Antwort erhalten.

Frieden auch für Fontainen

















So schlenderte ich durch den Schloßpark, band die Friedenszeichen an Laterne und Bäume und war froh schon in Gifhorn zu Mittag gegessen zu haben.


Friedenstaube, Schloßpark, Eingang

















Im Schloßpark, Baum mit Peacezeichen

















Kurz bevor ich im sehr gut sortierten Biomarkt einkaufen ging, warf ich noch einen knappen Blick in den Schloßhof mit Brunnen. 
Auf Nachfragen, bekam ich von netten Menschen die unterschiedlichsten Erklärungen und Hinweise. Der Ort des Kunstvereins bleibt ein Geheimnis.



Schloßhof mit Brunnen














Suchen wollte ich nun nicht mehr. Darum machte ich mich auf den Weg nach Gardelegen. 

Leider war es mit dem Suchen dann doch noch nicht vorbei.

Mehr über Wolfsburg

Das kurze Wort zum Wetter _ 1

Bevor ich am 5. August 2016 Richtung Berlin fuhr, hatte ich schon Tage zuvor für Sonnenschein, klaren Himmel und angenehme Temperaturen gesungen. So war es dann auch. Ein bisschen Wind, Sonne, ein paar Wolken, blauer Himmel und angenehme 22°C.

Heute, am 11. August 2016, bin ich froh zu wissen wo ich die warme Cordhose, den Wollpulli und die dicken Socken finde. Zwei Wärmflaschen habe ich auch noch und Decken, drei oder vier.

Das Wetter auf der Friedensfahrt Berlin - Moskau: Regen, Regen, Regen


Nachtrag 17:21 Uhr
Jetzt regnet es auch in Bröckel und wir haben unglaublich sommerliche 13Grad Celsius. 

Auf dem Weg nach und in Gifhorn

geschrieben am 11. August 2016
geschehen   am   5. August 2016

Als Einfrau-Kunst-Friedensaktivistin brauche ich doch so meine Zeit, um alles zu bearbeiten, zu rekonstruieren und zu dokumentieren. Zürück von der Friedensfahrt sortiere ich Fotos und Notizen, um hier im Blog zu berichten.

Ahnsen, Ortseinfahrt bzw. Ortsausfahrt





















Nichts desto trotz, jetzt die Eindrücke auf meinen Weg und Halt in Gifhorn.


An der Kreuzung nach Gilde
















Ich hatte mir vorgenommen alle 5 bis 7 Kilometer einen Stopp einzulegen. Schnell merkte ich, dass sich diese Idee als schwierig erwies. Entweder kamen die Gelegenheiten zum Halten öfter oder seltener. Doch viel wesentlicher machte sich mein knapp berechneter Zeitplan bemerkbar. 
Schon um 12:15Uhr hatte ich einen Pressetermin mit Herrn Ohse, Diplom Chemiker und freier Mitarbeiter, vom Isernhagener Kreisblatt der az-online, auf dem Rathausplatz in Gifhorn.



Ein netter Baum bei Dralles Landgasthof
Dralles Landgasthof kurz vor Gifhorn



Meine Mittagspause hatte ich in Wolfsburg eingeplant. Doch dann aß ich schon in Gifhorn zu Mittag, denn nach dem Gespräch mit Herrn Ohse wartete ich gut 15 Minuten auf einen wirklich frisch zubereiteten, sehr leckeren, gebackenen Schafskäse mit Paprika und Salat. Diese Planänderung stellte sich im Nachhinein als die bessere Variante heraus. Doch davon erzähle ich in Wolfsburg.


Herr Ohse neben dem Peacebanner






















Die Wartezeit nutzte ich zum Anbinden von Friedensbändern und -bannern auf dem Rathausplatz und in der Nikolai Kirche. Mit meiner Miniknipps misslangen die Fotos in der Kirche gründlich. Ohne Blitz war es zu dunkel, mit Blitz das Friedensbanner strahlend weiß ohne Friedenstaube, trotz des wundervollen Orgelspiels, welches mich noch während meiner Mittagmahlzeit begleitete. 
Angesprochen werden wollte in Gifhorn niemand. So jedenfalls mein Eindruck.


Parkplatz an der Cardenap


















Bevor ich gut gesättigt zum Schloss in Wolfsburg aufbrach hinterließ ich noch ein Friedensband am Eingang des Parkplatzes in der Cardenap.

Und auf gar keinen Fall darf der Artikel von Herrn Ohse in der AZ-online fehlen. 
Herzlichen Dank.
Zeichen weisen den Weg 


Mehr über Gifhorn